Das Fin de Siécle oder Der Dekadentismus

 

Vorab ist es wichtig zu betonen, dass das Fin de Siécle nicht als abgrenzbare Epoche anzusehen ist, es handelt sich hierbei mehr um eine Einstellung. Als Fin de Síecle bezeichnet man ein Lebensgefühl, aber auch eine Bewegung in Kultur und Kunst im Zeitraum von 1890 bis 1914 und beeinflusste Literatur, Musik und Kunst.

 

Dekadentismus leitet sich vom französischen Terminus décadance ab und wurde bereits im 17. Jahrhundert als Begriff von Nicolas Boileau eingeführt. Hierbei geht es um den Verfall der Kultur.

 

Es ist nicht einfach, Kennzeichen des Dekadentismus auszumachen, da es verschiedene Ausprägungen gibt: im Symbolismus, Jugendstil, Impressionismus und Ästhetizismus, aber auch in der Avantgarde.

Diese Strömungen unterscheiden sich zwar gänzlich, haben dennoch etwas gemein: Sie wollen den Naturalismus, also race & milieu überwinden.

 

Während der Jahrhundertwende vollzog sich eine technische Entwicklung, die schier schnell und unaufhaltsam auf die Menschen wirkte. In den USA gab es einen gewaltigen Modernisierungsprozess, der sich auch auf die Zentren in Europa auswirkte, jedoch nicht im politischen Treiben, gab es ja den Wiener Kongress, in dem es eine Wiederherstellung der altbewährten Tradition gab.

 

Aufgrund dieser Entwicklung im technischen Bereich musste sich die Menschheit unterordnen. Somit lässt sich das Fin de Siécle als Zukunftsangst beschreiben, da die Gesellschaft einerseits von Unsicherheit geprägt war, andererseits von einer Zukunftseuphorie. Des Weiteren war ein Gefühlsgemisch von Aufbruchs- und Endzeitstimmung, Lebensüberdruss und Weltschmerz, aber auch die Faszination von Vergänglichkeit, Tod, Leichtlebigkeit, Frivolität und Dekadenz auszumachen.

 

In dieser Zeit entstand in Frankreich eine wichtige Redewendung: l’art pour l’art. Kunst sollte also um der Kunst willen entstehen und Hintergedanken an eine spätere Anwendung sollten in den Hintergrund gedrängt werden.

 

Am besten lässt es sich in Rainer Maria Rilkes Gedicht „Der Panther“ ausmachen, um diese Gefühle zu verstehen:

 

Der Panther

Im Jardin des Plantes, Paris

 

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe

so müd geworden, dass er nichts mehr hält.

Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe

und hinter tausend Stäben keine Welt.

 

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,

der sich im allerkleinsten Kreise dreht,

ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,

in der betäubt ein großer Wille steht.

 

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille

sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,

geht durch der Glieder angespannte Stille -

und hört im Herzen auf zu sein.

 

Vertreter:

 

Hugo von Hofmannsthal, Rainer Maria Rilke, Arthur Rimbaud, Paul Verlaine, Anton Tschechow, Gabriele d’Annunzio, Maurice Maeterlinck, Jens Peter Jacobsen, Oscar Wilde, Peter Altenberg, Thomas & Heinrich Mann. 

 

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