Die Romantik (1795 -1830)

 

I) Begriffserklärung

 

"Romantisch" als Adjektiv hat viele Bedeutungen: wie im Roman, im Roman vorkommend, erfunden, wunderbar, fantastisch, irreal, wunderbar, lebensfern. Für die Dichter der Spätaufklärung und die Klassiker ist die Verwendung pejorativ und für Goethe hat es die Bedeutung "krank". 

 

August Wilhelm Schlegel bezeichnet mit "romantisch" die christlich-mittelalterliche Literatur, aber auch die neuzeitliche - im Gegensatz zur klassisch-antiken. Für Friedrich Schlegel hat es den Sinn des Poetischen schlechthin; das Poetische, das im Roman am reinsten verwirklicht worden sei. Für Novalis ist das Substantiv "Roman" die "Lehre des Romans" - er verwendet das Substantiv "Roman" als Erster. 

 

Heute meint man mit dem Lexem "romantisch" das Vorherrschen von Emotionen, Sentimentalität, Fantasie und Naturverbundenheit, aber auch Introvertiertheit sowie Weltfremdheit und Lebensuntüchtigkeit. Es determiniert bestimmte Landschaften und somit ein bestimmtes Naturgefühl. 

 

Die Epoche der Romantik wird auf den Zeitraum von 1795 bis 1830 festgelegt. Sie hat wechselnde Zentren - im Gegensatz zur Klassik, die ihren Sitz in Weimar, wo auch Goethe und Schiller leben. Theoretische und philosophische Grundlagen liefert einerseits der Jenaer Kreis um die Brüder Schlegel und andererseits der Berliner Kreis um Ludwig Tieck, aber auch der Heidelberger Kreis um Achim von Arnim und Clemens Brentano. Romantische Werke schreiben die Spätromantiker Adelbert von Chamisso, Joseph von Eichendorff und E.T.A Hoffmann. 

 

Goethe und Schiller haben sich nie als Klassiker bezeichnet, die Romantiker verstanden sich als Vertreter ihrer Strömung. Die Romantik beginnt parallel zur Klassik und setzt sich mit deren Vorstellungen (siehe Klassik) auseinander und versteht sich als ihre Ergänzung. Die Romantik will rationale und irrationale Kräfte vereinen, das Gefühl wird ihr Beurteilungsinstrument. Dass eine Veränderung der Gesellschaft nur durch eine schwerwiegende Veränderung im Denken vollziehen kann, ist der Standpunkt der Dichter der Romantik. 

 

II) Grundlagen der Philosophie

 

Die Philosophie hat einen großen Einfluss auf die Dichter der Romantik. Sie wählen das aus den philosophischen Erkenntnissen, was in ihr Literatur- und Lebenskonzept passt.

 

Der Philosoph Johann Gottlieb Fichte stellt in seiner Wissenschaftslehre das Ich in den Mittelpunkt seiner Weltanschauung. Es fühlt sich gleichermaßen als Herr und Schöpfer der Welt. Es unterwirft sich durch die Macht des Willens. Das Ich ist der Außenwelt überlegen, denn der Mensch - und nicht Gott oder die Natur - wird als Schöpfer des Seins betrachtet.

 

Auch die Romantiker haben eine ablehnende Haltung gegenüber der Französischen Revolution. Anfangs sind sie zwar begeistert, aber dies weicht schnell einer großen Skepsis. Für die Romantiker besitzt die Literatur keine soziale Funktion, vielmehr streben sie eine Eigengesetzlichkeit der Dichtung, denn im realen Leben wird den Dichtern die Freiheit versagt und finden sie somit ersatzweise in der Dichtung, sie ist Kompensation für die reale politische Ohnmacht (Anm.: Fürst von Metternich). Das Leben muss romantisiert werden, denn Leben und Kunst können nicht mehr getrennt werden. Die Literatur der Romantik behandelt oft den Widerspruch zwischen künstlerischem Selbstverständnis und bürgerlichem Alltag. 

 

III) Merkmale der romantischen Dichtung

 

1. Wiederbelebung des Mittelalters: Dürer ist für Wilhelm Wackenroder und Ludwig Tieck der vorbildliche mittelalterliche Maler, und Nürnberg ist für sie die Stadt des Mittelalters. 

2. Themen der Literatur sind Erfahrungen wie Wahnsinn, Krankheit, Schwärmerei, Träume, Abgründe der Seele, Nachtseiten des Lebens und Doppelgängertum. Somit kommt es zur Entdeckung des Unbewussten und Irrationalen. 

3. Bemühen um deutsches Volksgut: Es kommt zu einer Neubelebung der Volkslieder; deutsche Märchen und Sagen werden herausgegeben (Jakob und Wilhelm Grimm), aber auch neue Märchen werden verfasst. 

4. Das freie Schöpftertum ist wichtiger als das Geschaffene, somit neigen die Dichter der Romantik zu offenen Formen, Fragmenten und zur Improvisation. 

5. Literarische Mischformen: Im Gegensatz zur Klassik werden in der Romantik die Gattungen vermischt. Lieder, Gedichte und/oder kleine Szenen werden in den Roman eingebaut. (Anm.: In Wilhelm Meister macht Goethe das auch.)

6. Zur Zeit der Romantik kommt das Interesse für andere Kulturen und Sprachen auf: Es wird viel übersetzt, vor allem Shakespeare und Calderóns durch Schlegel und Tieck. 

7. Die romantische Ironie: Sie wird der Romantik zwar als fixer Bestandteil zugeschrieben, aber sie ist lediglich ein Kennzeichen, das enthalten sein kann, aber nicht muss. 

8. Streben nach Universalpoesie: Die Poesie vereint Dichtung, Malerei, Philosophie und Wissenschaft. 

 

IV) Schreibende Frauen in der Romantik und die Salonkultur

 

Zur Zeit der Romantik wird ein Freiraum geschaffen, der es den Frauen möglich macht, am literarischen Leben zu partizipieren. Wichtig für diese Emanzipation ist der Jenaer Kreis, der sich zwar kurz nach der Jahrhundertwende auflöst, seine Wirkung aber bleibt existent. 

Vertreterinnen der schreibenden Frauen in der Romantik sind Caroline Schlegel-Schelling, Karoline von Günderode, Dorothea Veith-Schlegel, Sophie Mereau-Brentano, Henriette Herz, Rahel Levin und Sophie Tieck. 

 

Die Salonkultur

 

Was ist ein Salon?

 

Der Terminus „Salon“ wird in einem Lexikon aus dem 20. Jahrhundert wie folgt bestimmt: „Ein Salon ist ein Treffpunkt der vornehmen Gesellschaft, besonders an Empfangsabenden geistreicher Frauen im 18. und 19. Jhdt. (z.B. Rambouillet) “. Ein anderes Lexikon determiniert den Begriff etwas detaillierter. Unter einem Salon wird eine „regelmäßige gesellige Zusammenkunft eines intellektuellen Zirkels (Künstler, Schriftsteller, Politiker, Gelehrte) im Salon einer Dame der Gesellschaft “ verstanden.

 

„Die Bedeutung der frz. Salons lag zunächst in der Entfaltung und Pflege verfeinerter gesellschaftlicher Kultur, insbesondere der Kunst der zwanglosen Konversation, der kritischen Diskussion und Analsyse sowie in der Fixierung ästhetischer Maßstäbe, später in der Entwicklung literarisch wissenschaftlicher und politischer Neuerungen “.

 

Das Phänomen des Salons, das kulturhistorisch so bedeutend ist, kann jedoch nicht so vielschichtig, wie der Begriff nun einmal ist, gefasst werden, um eine knappe Definition zu geben, die wiederum akkurat ist, denn der Begriff „Salon“ ist in der Form seines Auftretens innerhalb der singulären Länder Europas viel zu verschieden. Jedoch gibt es besondere Charakteristika, die den Salon ausmachen und über die Säkula hinweg gleich geblieben sind. Diese ermöglichen es somit, den Terminus „Salon“ näher zu erläutern und zu determinieren.

 

Aus den am Beginn zitierten Lexika geht hervor, dass es sich bei Salons um Treffpunkte der vornehmen Gesellschaft handelt. Vornehm ist hier aber nicht mit aristokratisch zu verwechseln. Am Höhepunkt der Salongesellschaft Frankreichs im 18. Jahrhundert, die ein Vorbild für die deutsche, österreichische und russische Salonkultur an der Jahrhundertwende war trat die Idee des „natürlichen Adels “ in den Vordergrund. Allein die „persönliche, innere Vollendung“ war entscheidend dafür, ein Habitúe, einem Gast des Salons, zu werden.

 

Genau dieses Prinzip, welches keine Grenzen hat, Religionsdifferenzen und Standesunterschiede aufhebt, lässt sich mit kleinen Veränderungen fortwährend durch die Geschichte verfolgen. Im Berliner Salon im ausgehenden 18. Jahrhundert findet es seinen Höhepunkt, denn der Adel, die Bürgerlichen, Literaten, Gelehrte und Autoren verbrachten dort gemeinsam die Abende mit jüdischen Salonnièren.

 

Das Örtlichkeiten und das Ambiente spielten eine nicht dominierende Rolle. Es war nicht von Relevanz, ob sich die Gesellschaft in einem bürgerlichen Hause oder in einem Palais getroffen hat. „Das beste Beispiel hierfür ist der erste Salon der Rahel-Levin-Varnhagen in Berlin, der trotz seiner Bescheidenheit – als Treffpunkt diente eine einfache Dachstube – zu den beliebtesten und berühmtesten seiner Zeit zählt.“

 

Zu welchem Zwecke trafen sich die Menschen dort? Die Konversation bildete die Basis eines jeden Salons. Diese gebildete, bunt gemischte Gesellschaft traf sich, um über Politik, Literatur, Kunst zu sprechen und zu diskutieren. Dies passierte aber nicht unter den Umständen, wie uns eine Konversation heute bekannt ist; vielmehr wurden die Diskussionen und Gespräche mittels Verschlüsselungen ansprechender gestaltet:

 

„Am spielerischen Umgang mit Bildungsgütern können sich nur jene beteiligen, die im Besitz desselben sind. Auch die gesellschaftlich und universal ausgerichtete Bildung erfordert ein Grundrepertoire von Kenntnissen, das keineswegs Allgemeingut ist und das diejenigen, welche es beherrschen, im Gefühl des Dazugehörens und Eingeweihtseins verbindet und gegenüber weniger Gebildeten abschließt.“

 

Die Art der Konversation wurde insofern zur Kunst erhoben, als Vortragende und Zuhörende beinahe gezwungen waren, sie mittels Geist, Humor und Schlagfertigkeit nie abbrechen zu lassen und attraktiver zu machen.

 

Selbstredend wurde die Unterhaltung dieser Gesellschaften stark vom Zeitgeist der jeweiligen Epoche geprägt. Die Aufklärung, die Romantik und die politischen Ereignisse haben sie beeinflusst. Im ausgehenden 19. Jahrhundert standen Emotionen im Vordergrund, zur Zeit des Wiener Kongresses war die Politik vordergründig. „Es entstand eine Salondiplomatie, die den ausländischen Politikern und Abgesandten u.a. dazu diente, ihre Gespräche in einem ungezwungenen Ambiente auch abends fortzusetzen.“

 

Allmählich kam zur Politik, Literatur und Kunst ein weiterer Punkt hinzu: die Musik. Diese musikalischen Untermalungen, früher nur Lückenfüller, gewannen immer mehr an Bedeutung, zudem waren sie eine Auflockerung, die noch dazu angenehm wahrgenommen wurde. Sie war somit das Intermezzo zwischen dem Essen, den Vorträgen und sonstiger Unterredungen. In Wien entstanden während des Biedermeiers viele der Salons nicht nur mehr zum Zwecke der Literatur; der Mittelpunkt dieser Treffen war die Musik. Dabei wurde den Werken von Wolfgang Amadeus Mozart und Joseph Haydn gelauscht, aber auch die zeitgenössischen Komponisten wie Ludwig von Beethoven und Franz Schubert fanden Anklang.

 

Zum Abschluss des Kapitels soll aber noch das wichtigste Charakteristikum des Salons Einzug finden: die Frau. Zwar gab es einige Salons, die von Männern geführt wurden, jedoch war es im eigentliche nur dann ein Salon, wenn eine Frau an der Spitze stand.

 

 

Es spielte dabei eine nebengeordnete Rolle, ob die Frau aus adeligem oder bürgerlichem Hause stammte; eine größere Rolle dabei spielte, dass die Salondame den Mittelpunkt der Gesellschaft darstellte. Meist waren sie hochkultiviert und wohlhabend, und sie führten ihren Besuch sanftmütig, aber dennoch absolut an. Durch ihre Allgemeinbildung und ihr –wissen, aber auch durch ihren Witz und Charme sorgten sie für eine behagliche Atmosphäre. Ein anderer Bestandteil war, dass sie, wenngleich auf indirektem Wege, das Geistesleben ihrer Zeit beeinflussten; gerade in Bezug auf Literatur.

 

Die Geschichte des Salons

 

Der Salon, der selbstverständlich nicht mit Madame Rambouillet in Frankreich beginnt, gilt dennoch als erster „richtiger“ Salon, da sich mit ihrer Art der Salonführung die Konversation zur Kunst erhoben hat . Das ist aber nur mit einigen Vorläufern möglich geworden.

 

Peter Gradenwitz geht bei der Geschichte des Salons einen großen Schritt in die Geschichte zurück: Er ist der Meinung, dass es schon bei den Griechen eine Art geselligen Salon gab:„Das gesellige Zusammentreffen literarisch, geistig, kulturell interessierter Menschen zu Gesprächen, Gedankenaustausch und Debatten ist so alt wie die organisierte menschliche Gesellschaft.“ Der eben zitierte Autor nennt hierfür auch ein Beispiel: die Ionierin Aspasia mit herausragender Schönheit und Bildung. Sie versammelte etwa um 450 v. Chr. viele Gelehrte, Dichter und Philosophen um sich, der sich als auserwählter Kreis der geistigen Jugend mit ihr über Politik, Kunst und Dichtung unterhielt.

 

„Wirklich bemerkenswert ist, daß sogar schon im klassischen Altertum gebildete Frauen aus der ihnen bestimmen häuslichen Sphäre hervortraten, an der „männlichen Gesellschaft“ nicht nur teilhatten, sondenr diese auch stark beeinflussten. Genauso wie die Hetäre (Freudemädchen) in Griechenland, so genoß auch die gebildete Kurtisane in Rom große Anerkennung von der männlichen Geisteswelt.“

 

Die Erziehung und somit auch die Bildung der Kurtisanen und der Hetären war im Vergleich zu anderen Frauen in der Antike äußerst hoch. Sie waren des Lesens, Schreibens und Muszierens fähig und natürlich wurde auch die Etikette hoch gehoben. Damit war es ihnen möglich, ein beliebter Treffpunkt für die geistige Gesellschaft zu sein.

Im Mittelalter, also ein paar Jahrhunderte später, ist ein neuer Vorläufer des europäischen Salons vorhanden: die „cours d’amour“ der Troubadourzeit. So waren es die Ritter, die zu einem neuen Ideal aufstiegen. Mit diesem neuen ethnischen Ideal waren Treue bis in den Tod, sittliche Reinheit, Schutz der Schwächeren und der Frauen und die Wahrung der Ehre unumgänglich. In dieser Gesellschaft aber veränderte sich die Stellung der Frau maßgeblich. Die Ritter idealisierten die Frauen, sie warben um sie und wollten ihnen dienen. Dabei waren es die Frauen – mit Ausnahme des Klerus –, die das Lesen und Schreiben beherrschten, denn die Ritter begaben sich auf Kreuzzüge oder übten sich in Kriegsdiensten, aber die weibliche Gesellschaft hatte hingegen Zeit, sich dem Schöngeistlichen hinzugeben. Bei den „cours d’amour“ in Frankreich, den so gennanten Liebenshöfen, hatten die adeligen Frauen den Vorsitz inne. Dabei ging es um die Verehrung der Weiblichkeit mittles Troubadourlieder und –gedichte .

 

Die berühmteste Dame dieser Zeit ist Aliénor von Aquitanien, die von 1120 bis 1204 lebte. Sie war in zweiter Ehe mit dem englischen König Henry II verheiratet. Sie war die Mäzenin namhafter Künstler dieser Zeit, die sie an ihren Hof einlud. Jedoch konnte nicht nur der Adel an den Feierlichkeiten teilnehmen; es durften auch Vertreter aller Stände an den Hof kommen. Es wurden dabei nicht nur dem Dichten und Musizieren nachgegangen, vielmehr wurden auch Gesellschaftsspiele veranstaltet, bei welchen das Liebeswerben und die Liebe im Allgemeinen eine zentrale Rolle spielten.

 

Ab dem 15. Jahrhundert entwickelte sich in Italien eine Gesellschaft, in der auch Frauen insofern eine maßgebliche Rolle spielten, als sie in gleichem Umfang gebildet waren wie ihre männlichen Zeitgenossen:

„Das ideale Menschenbild der Renaissance, die vollende Persönlichkeit in jeder Hinsicht, galt nicht nur für das männliche Geschlecht, sondern auch für das weibliche. Söhne aber auch Töchter des höheren Standes erhielten gleichermaßen eine umfassende Erziehung und Bildung. Nicht zuletzt diesem Umstand verdankt die italienische Renaissance schon vor den anderen europäischen Ländern großartige Frauengestalten.“

Eine dieser Damen hieß Isabella d’Este, welche von 1474 bis 1539 lebte, und Markgräfin von Mantua war. Isabella wurde nicht nur für das Sammeln und Kennen von Kunst bewundert, vielmehr wurde sie als „prima donna del mondo“ geschätzt. Der Mittelpunkt ihres Lebensprogrammes stand die ästhetische Lebenskunst. Um sie versammelten sich fast täglich Künslter und Literaten. Während dieser Versammlungen sprachen sie über philosophisch und literarische Themen. Es erscheint jedoch wichtig, hier zu konstatieren, dass dieser Vorläufer des Salons keineswegs mit dem späteren zu vergleichen ist, da in Isabellas Salon die höfische Etikette prägend war und somit nicht für jedermann zugänglich war.

 

Ein weiteres Exemplum für einen Vorläufer der euorpäischen Salonkultur muss hier Erwähnung finden: Am Ende des 16. Jahrhunderts entstand die Camerata Fiorentina in Florenz. Sie kann mit einer Akadamie nach griechischem Vorbild verglichen werden. Um über ihre Fachgebiete zu philosphieren, trafen sich dort Gelehrte, Dichter, Musiker und Philosophen. Diese Vorform des europäischen Salons hatte aber einen grundlegenden Unterschied zu den anderen hier schon erwähnten Salons: In diesem waren die Männer die dominierenden, und die Frauen spielten nur eine nebengeordnete Rolle; es durften jedoch alle gesellschaftlichen Schichten teilhaben:

 

„Bemerkenswert ist aber wieder, daß zum Diskutieren und Debattieren über künsterlische, philosophische und musikalische Themen alle Schichten der Gesellschaft gern gesehen waren: Adelige und Bürger, Fachleute und reine Liebhaber waren ebenso willkommen wie Künstler und Theorektier. So wie die späteren Salons des 18. bzw. 19. Jahrhunderts übte auch diese Akademie großen Einfluß auf zeitgenössische Künstler und Literaten aus.“

 

Im Verlaufe des 16. Jahrhunderts beeinflussen die italienischen Kunsthöfe der Renaissance Frankreich immer mehr; das wirkt sich insofern dementsprechend aus, als am französischen Hofe italienische Mode getragen wird. Schön langsam werden auch Autoren wie Petrarca, Ariosto oder Bocaccio interessant. Dies hat zur Folge, dass sich der Hochadel immer mehr mit italienischen Astrologen, Philosophen, Gelehrten und Dichtern auseinandersetzt. „Diese, an den fürstlichen Höfen Italiens, gepflegte Kultur der Konversation, wird im 17. Jahrhundert völlig von den Franzosen aufgesogen, aber auch entscheidend verändert.“ Der wesentlichste Unterschied ist, dass sich diese Salons nicht in der italienischen Tradition am Hofe abspielen; vielmehr werden diese Gespräche und Diskussionen in den Pariser Stadtpalais fortgeführt.

 

Frankreich übernimmt folglich im 17. Jahrhundert die Vorreiterrolle in Bezug auf die Genese der Salonkultur. Die Frau übernimmt die Rolle der Gastgeberin und fördert gesellige Zusammenkünfte, bei denen wiederum Bürger, Aristokraten, Gelehrte, Politiker und Literaten miteinander diskutierten und sich austauschten. Es scheint aber hier nochmals wichtig zu konstatieren, dass es anfangs die adeligen Frauen waren, die diese Gastgeberinnen- und Förderinnenrolle innehatten.

 

Am Beginn dieser von Italien übernommenen Tradition steht der schon mehrmals Erwähnung gefundene Salon der Marquise de Rambouillet. Ab dem Jahre 1617 war sie Gastgeberin in ihrem berühmten „chambre bleu“ und empfing zahlreiche Gäste, dabei spielte es keine Rolle, von welchem Stand die Geladenen waren; es waren Bürger und Adelige vertreten. Dass sie berühmte und bedeutende Persönlichkeiten wie Kardinal Richelieu oder den Dichter Malherbe zu ihren Besuchern zählen konnte, lag nicht nur an ihrem Intellekt oder ihrer Schönheit; es waren sicherlich auch nicht nur die literarischen Diskussionen, die durch musikalische Darbietungen untermalt wurden; vielmehr war es aber die besondere Kultur der Konversation, die in ihrem Salon herrschte : „Erotische Dialoge, der spielerische Umgang mit der Sprache, Galanterie und erlesene Höflichkeit zogen Abend für Abend ihre Gäste an .“ Die Unterhaltung war Ziel und Beschäftigung zugleich. Sie war also nicht gefüllt von Belanglosem, wie es am Hofe des Königs üblich war. Oftmals standen Geschichten über die Liebe im Vordergrund der Konversation. Zu konstatieren ist in diesem Zusammenhang aber, dass es nicht um obszöne Liebschaften ging, sondern die reine und platonische Liebe in den Gesprächen vorrangig war, denn das Vulgäre wurde in Rambouillets Salon als verwerflich betrachtet.

 

Mit finanziellen Mitteln, Intellekt und Geist wurde es auch den Bürgerlichen ermöglicht, an der französischen Salongesellschaft teilzunehmen. „Bildung gepaart mit Wohlstand bedeuteten für den Bürger eine hohe Wertschätzung des Adels.“ Ebensfalls Erwähnung muss in diesem Zusammenhang finden, dass es lediglich im Salon möglich war, dass sich Bürgerliche und Adelige auf Augenhöhe unterhielten, denn im „wahren Leben“ hatte der Adel die Vorherrschaft. Ein weiterer wichtiger Punkt im Bereich der Salonkultur ist, dass es es zwar etwa 250 Salondamen gab, ihre Gäste bis in das 18. Jahrhundert ausschließlich männlich waren.

 

Resümierend betrachtet, war die französische Gesellschaft im 17. Jahrhundert „[…] von einem preziösen, alles atilisierenden Ton bestimmt. Mit übertriebener Galanterie und Schöngeisterei wurde alles Natürliche abgelehnt.“ Was das freie Sprechen oder das freie Gespräch betrifft, so war es nicht mehr existent, denn alles – davon war nicht nur die Konversation alleine betroffen – war mehr oder minder gekünstelt.

 

Die Blütezeit des Salons in Frankreich liegt allerdings im 18. Jahrhundert, damit eng verbunden war die Aufklärung; dadurch wurde die Rolle der Frau neu aufgeworfen: „Die Dame wurde zur moralischen Autorität, nicht im Sinne von irgendeinem Tugendkodex, sondern im Sinne einer geistigen Macht.“ Die Salondamen beherrscheten eine Konversation, die von Brillianz und Leichtigkeit geprägt war. „Das Gedankengut der Aufklärung, besonders durch Voltaire, bestimmte das Geschehen in den Salons und erlangt nicht zuletzt durch sie eine große Verbreitung.“

Im 18. Jahrhundert war die französische Salonkultur besonders durch den Besuch von ausländischen Intellektuellen geprägt; sie waren Gäste, die immer herzlich willkommen waren. Gäste, die geladen waren, sind beispielsweise David Hume, Horace Walpole, Benjamin Franklin, Melchior Grimm und Stanislaus Poniatowski .

Es kann im Zuge dieses Elaborats jedoch nicht auf jede einzelne Salondame eingegangen werden, einige jedoch müssen hier Erwähnung finden: Die französische Salonkultur wurde durch Madame Lambert, Madame de Tencin oder etwa durch Madame de Geoffrin maßgeblich beeinflusst. Einerseits führten sie alle individuelle Salons, die maßgeblich durch ihre Rolle als Gastgeberinnen geprägt war, andererseits wiesen sie alle die wesentlichsten Merkmale der der damaligen Geselligkeit in Frankreich auf. „[D]ie Kunst der leichten Konversation gehörte ebenso dazu wie die Freude am Empfangen ausländischer Intellektueller.“

 

Diese Form der franzöischen Geselligkeit etablierte sich am Ende des 18. Jahrhunderts auch allmählich in Deutschland. In Sanssouci versammelte etwa Friedrich II. von Preußen viele bedeutende Künstler um sich, und unter Herzogin Anna Amalia von Brauschweig-Wolfenbüttel wurde der Weimarer Hof ein Zentrum, das von Geselligkeit und Kultur geprägt war.

 

 

Aber auch in England exisiteren im 18. Jahrhundert Arten von Gesellschaften, die dem Salon ähneln, wenngleich in diesem Land vielmehr die literarischen Kaffeehäuser die Führungsrolle im Rahmen der Kultur dominierend waren. Heyden-Rynsch führt hier unter anderem den Dichter Alexander Pope an, der schon in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Künstler, Prinzen und Literaten in regelmäßigen Abständen in sein Landhaus Twickenham zu sich rief. Des Weiteren gründete Lady Montagu einen Salon, der nach dem französischen Muster aber auch im Sinne des bereits erwähnten Horace Walpole, der sie besuchte, nachdem sie ihn in Paris kennengelernt hatte.

 

 DIE ROLLE DEUTSCHLANDS

 

 

Wird Deutschland mit der Salonkultur in Zusammenhang gebracht, so wird das meistens mit den jüdischen Salons in Berlin im ausgehenden 18. Jahrhundert und dem beginnenden 19. Jahrhundert in Verbindung gesetzt. Warum es der jüdischen Gemeinschaft gelungen ist, diese Salons zu bilden, versucht Hannah Arendt auf den Punkt zu bringen: „Der jüdische Salon, das immer wieder erträumte Idyll einer gemischten Geselligkeit, war das Produkt einer zufälligen Konstellation. Die Juden wurden zu Lückenbüßern zwischen einer untergehenden und einer noch nicht stabislisierten Gesellschaft.“ Damit mein Arendt die Zeit, in der sich das Bürgertum noch nicht emanzipiert hatte. Damit einhergehend gab es noch kein Bildungsbürgertum. Aber es dauerte nicht mehr lange, und das Bürgertum erstarkte. Sein Einfluss auf den Staat wurde mehr. Diese Entwicklung jedoch bewirkte, dass die jüdischen Salons an Bedeutung verloren: „Gerade weil die Juden außerhalb der Gesellschaft standen, wurden sie für kurze Zeit eine Art neutralen Bodens, auf dem sich die Gebildeten trafen.“

An dieser Stelle müssen zwei Fragen aufgeworfen werden: Wer waren nun diese Salonnièren, die für viele Jahre das gesellschaftliche Zentrum der gebildeten Welt waren? Soll mit Dorothea Schlegel, Henriette Herz oder mit Rahel Varnhagen begonnen werden?

Die Fragen seien insofern beantwortet, als den Ausgangspunkt für die eben erwähnten Namen zwei Männer bildeten, welche in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts versuchten, die geistige Welt in Berlin um sich zu versammeln.

„Wer immer in die preußische Hauptstadt kam und nebst dem Hof, dem Adel, den Künstlern und Gelehrten auch jüdische Kreise besuchen wollte, wurde zuerst zu Moses Mendelssohn, dann in das Haus des Mannes geführt, den man nunmehr den >Judenfürsten< (gemeint ist Daniel Itzig) nannte .“

Moses Mendelssohn, der „Ahnherr des aufgeklärten Judentums “, der mit seinen philosophischen Schriften verschiedene Glaubensrichtungen vereinte, beeinflusste wie Daniel Itzig den Weg der späteren Berliner Salondamen in ihrer Lebensweise, aber auch ihr Gedankengut. Aber auch die bessere Bildung in den jüdischen Häusern ermöglichte es, dass von nun an diese jüdischen Salons im Vormarsch waren.

Eine der ersten jüdischen Salondamen war Henriette Herz, die von 1764 bis 1847 lebte. Sie begann bereits in den 1780er Jahren, der geistigen Elite Berlin ihre Pforte zu öffnen: „Der Ehemann scharte in der >Mittwochsgesellschaft< die Gelehrtenelite um sich, seine junge Frau wurde zum literarischen Jeuness [sic!] dorée .“ Ihr Salon stand ganz im Zeichen Goethes und prägte ein neues Zeitalter, „das im Zeichen von Toleranz und der schöpferischen Persönlichkeit stehen sollte.“ Die Salonnière war bald bis über die Grenzen Deutschlands bekannt und blieb auch noch bis in die Zeit Napoleons ein Magnet für Gelehrte, Dichter und Philosophen. Mit Wilhelm von Humboldt und Friedrich Schleiermacher war sie bis an ihr Lebensende befreundet. Gäste von ihr waren beispielweise Fichte, Schiller, Jean Paul und Friedich Gentz.

 

DIE ROLLE ÖSTERREICHS

 

Im Titel wird zwar übergeordnet von Österreich gesprochen, jedoch wird dieses Kapitel lediglich Wien behandeln, da die Stadt das kulturelle Zentrum Österreichs war. Zudem ist in der Hauptüberschrift die Rede vom ausgehenden 18. Jahrhundert, aber es muss an dieser Stelle konstatiert werden, dass Wien fast ausschließlich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Bereich der Salonkultur präsent war, obschon es Ausnahmen wie Berta Zuckerkandl oder Josephine von Wertersheim gegeben hat . Dass sich diese Salonkultur in Wien erst später ausbreitete als in anderen Ländern Europas mag, wie Gertrude Prohaska in ihrer Dissertationsschrift konstatiert, daran liegen, dass der Wiener gegenüber Neuem nicht wirklich aufgeschlossen ist sondern eher auf das Alteingesessene besteht.

Wird über Wien in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erwähnt, so wird politisch an Franz I. und Fürst Metternich gedacht und kulturell an die Zeit des Biedermeiers, das von den Bürgern getragen wurde. Auch sind jedem das stärker werdende Bürgertum und der damit einhergehende Prestigeverlust des Adels bekannt. Jedoch liegen die Gründe dafür etwas weiter zurück:

„Die Großbürger wuchsen bereits in der Josephinischen Zeit – und in verstärktem Ausmaß während der so langen Regierungszeit des Kaisers Franz – mit den Beamten zu einem gehobenen Mittelstand zusammen, der seine Position innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft nicht mehr von Privilegien, sondern vom Kapital ableitete. Im selben Maß, als der Geburtsadel seine soziale Führungsrolle einbüßte, schob sich der Briefadel, durch den sich Bürgerliche mit besonderen Vermögens- oder Bildungsniveau zur >zweiten Gesellschaft< emporarbeiteten, in die entstandene Lücke.“

Dieses Zitat beinhaltet zwei Aussagen gleichzeitig: Einerseits zeigt es den bereits erwähnten Machtverlust des Adels, und andererseits zeigt es das Erstarken des Bürgertums, das sich aber in zwei Lager teilt: in das Finanz- und das Bildungsbürgertum.

Mit den Salons des Finanzbürgertums werden folgende Namen verbunden: Arnstein, Eskeles, Rothschild, Geymüller und Fries. Die finanzkräfigten Bürger, die sich „[…] trotz der anfangs grunsätzlichen Ablehnung des Kaisers […] einen anerkannten Platz im Wiener Gesellschafts- und Kulturleben sicherten […]“, waren überwiegend jüdisch. Das vorhandende Geld war zwar einerseits der Grund dafür, dass sie erstarkten, andererseits war es auch wichtig, wie das Kapital eingesetzt wurde. Es gelang ihnen, indem sie „[…] ihr Leben vornehm gestalteten und ihren künstlerischen und charitativen Neigungen mit mehr oder minder vorhandenem Temperament und gereifter Freizügigkeit entsprechen konnten.“ Neben diesem durchdachten Einsatz des Geldes war aber ein weiterer Faktor für das hohe Ansehen der Familie wichtig: ihre Frauen. Sie vermochten es, ihr Heim zu den Treffpunkten der Reichen, des Adels und der Künstler zu gestalten.

Das Bildungsbürgertum darf nicht mit dem Finanzbürgertum verglichen werden, denn die Vertreter des Letztgenannten wurden oftmals geadelt und hatten somit einen leichteren Zugang zum ersten Stand. Für das gesamte Bürgertum des 19. Jahrhunderts waren es die Aristokraten, die als Idol und Ideal galten. Dies lässt sich auch deutlich an der Salonkultur erkennen: Jene, die über das nötige Kapital verfügten, versuchten mittels Heirat, Bildung und/oder Nachahmung, dem aristokratischen Lebensstil ein Stück näherzukommen. Dieses Vorhaben rückte erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts stark in den Hintergrund, als der aristokratische dem bürgerlichen Lebensstil gewichen worden war.

Ein wichtiges Charakteristikum des Wiener Salons war die Musik: „Wien galt und gilt als die Stadt der Lieder “, aber Karl Postl konstatiert Folgendes: „Muisk ist der Stolz der Wiener und auch so ziemlich der wichtigste Teil ihrer Bildung.“

 

FANNY VON ARNSTEIN

 

Fanny von Arnstein wurde am 11. März 1757 als Fanny Itzig in Berlin geboren und verstarb am 08. Juni 1818 in Wien. Sie war Tochter einer reichen jüdischen Familie, und sie war Klavierspielerin. Durch ihre Eltern genoss sie eine sehr gute Ausbildung, zu der auch das Klavierspielen gehörte. Der Name des Klavierlehrers ist bis heute nicht bekannt.

Im Juli des Jahres 1776 heiratete sie Nathan Adam Arnstein, der ein Bankier war, und sie zogen nach Wien. Es ist ihr gelungen, einen Salonzu gründen, der die größte Bedeutung zur Zeit des Wiener Kongresses hatteund der zum Zentrum der Gesellschaft Wiens mit zahlreich famosen Besuchern wurde:

„Zu den berühmten Gästen zählten Wellington, Wilhelm von Humboldt, Hardenberg, Metternich, Madame de Staël, Dorothea Schlegel, → Fanny Hensel, Meyerbeer und möglicherweise auch W. A. Mozart, der den Namen „d’Arensteiner“ auf einer Liste seiner Konzert-Subskribenten aufführt .“

 

Die Pianistin ist vor allem durch ihren Einsatz im politischen und sozialen Bereich bekannt:

„Sie stiftete Kriegslazarette, Kranken- und Armenhäuser und setzte sich bei Joseph II. für die Rechte der österreichischen Juden ein. Doch förderte sie auch die Kunst, war Mitbegründerin der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien (1812) und veranstaltete Benefizkonzerte.“

Die elementarste Voraussetzung, um einen Salon zu gründen, war, dass die Salonniere Zeit hatte, um sich mit einer Gesellschaft zu treffen.

„Es handelte sich bei ihnen um bürgerliche oder adelige Frauen, die nur in wenigen Fällen erwerbstätig waren, die erwachsene oder keine Kinder hatten oder denen zumindest ausreichendes Hauspersonal zur Verfügung stand.“

Die Zeit alleine jedoch war nicht ausreichend, denn die Gründerin des Salons musste auch gute Kontakte zur Künstler- und Literaturwelt haben. Es gab zwar unterschiedliche Arten des Bewirtens und der Haltung nach Außen:

„Die Bewirtung blieb auch nicht mehr auf die legendären dünnen Butterbrote beschränkt. Große Abendessen fielen zwar aus dem Rahmen und wurden erst Ende des 19. Jahrhunderts in manchen Salons gereicht. Häufig stand auch eine ‚Spezialität des Hauses‘ auf dem Bewirtungsprogramm […].“

Die Salondame musste auch soziale Kompetenzen besitzen, denn sie musste die Konversationen und die Bildung der Gruppe unter Kontrolle haben. Zwar war das Gespräch in kleineren Gesellschaften individuell ausgerichtet, aber in Großgruppen musste dieses koordiniert werden. Die Anforderung war dann insofern schwierig, als die Salonniere das Gespräch auf eine Gemeinsamkeit zu lenken hatte.

Zudem gab es grundsätzlich zwei Arten des Salons, die sich im Laufe des 18. Jahrhunderts differenzieren lassen: „Einerseits gab es den aristokratisch geprägten Rokokosalon nach französischem Vorbild, andererseits entstanden bildungsbürgerliche Salons unter Einfluß der deutschen Aufklärung.“

In erstgenanntem Salon hielten sich viele hochrangige Prominenzen auf: „Hier verkehrten die internationale Aristokratie, Literaten, Diplomaten und Politiker.“. Der Zweitgenannte ist nur langsam entstanden, obwohl es Frauen gab, die an Literatur großes Interesse zeigten.

„Die meisten dieser Frauen kamen aus dem gebildeten Mittelstand; ihre Väter und Ehemänner waren vorwiegend Beamte und Offiziere, die ihren Töchtern bzw. Frauen Bildung und Muße bieten konnten. […] Es war aber für bürgerliche Frauen anscheinend einfacher, sich in der Publizistik und Literatur eine anspruchsvolle Beschäftigung zu verschaffen als in dem vielerlei Standesschranken und Restriktionen unterworfenen gesellschaftlichen Sektor. Die ‚gelehrten‘ und die ‚empfindsamen‘ Schriftstellerinnen des 18. Jahrhunderts wurden Wegbereiterinnen des weiblichen Selbstbewußtseins […].“

Abschließend kann hier also behauptet werden, dass Fanny von Arnsteins Salon in Wien dem des erstgenannten Salons entsprach, da, wie oben erwähnt, Persönlichkeiten wie Wilhelm von Humboldt oder W.A. Mozart zu ihren Gästen zählten.