Literatur zwischen den Kriegen: Erste Republik Österreich

 

 

Die Länder Europas waren nach dem Ersten Weltkrieg, der ein mörderischer Stellungskrieg unter Einsatz von neuen Vernichtungswaffen war, zerstört. Der Glaube an die Kultur des Abendlandes war erschüttert. Jedoch brachte das Kriegsende auch eine gravierende Änderung des politischen Systems mit sich. In Deutschland wurde am 09.11.1918 die Republik ausgerufen und auch Österreich wurde am 12.11.1918 eine Republik, jedoch eine, die niemand wollte. Mit dem anfänglichen Namen Deutsch-Österreich sollte der Anschluss an Deutschland erreicht werden, galt schließlich der Spruch: „Der Rest ist Österreich.“ Deutschland wurde als großer Bruder angesehen.

 

Obwohl die Freiheit der Kunst formal gewährleistet scheint und es laut Verfassung keine Zensur gibt, findet diese doch statt, besonders in den letzten Jahren der Weimarer Republik. Zwei Sondergesetze, das „Gesetz zum Schutz der Republik“ (1922) und das „Gesetz zur Bewahrung der Jugend vor Schund- und Schmutzschriften“ (1924), und Notverordnungen bilden die Grundlage, um missliebige kritische AutorInnen anzuklagen[1]

 

In der Ersten Republik gab es aber wenige politische Schriftsteller/innen, jedoch galt ein strikter ethischer Anspruch: Karl Kraus, Robert Musil, Hermann Broch und Johannes Freumbichler (= Großvater von Thomas Bernhard). Mitte der 1920er-Jahre erscheinen einige Werke, die die Zeit der Donaumonarchie Revue passieren lassen. Das gilt vor allem für Franz Werfel (Barbara oder die Frömmigkeit), Joseph Roth (Radetzkymarsch), Alexander Lernet-Holenia (Die Standarte) oder Franz Theodor Csokor (Dritter November 1918).

 

Der Ständestaat unter Dollfuß und später Schuschnigg bringt keine neue Strömung hervor. Literatur, die Abnehmer/innen findet, orientiert sich an der des Dritten Reiches. Somit ist es für viele Autor/innen später nicht schwierig, sich dem NS-Regime anzupassen. Im Vordergrund stehen dabei die Feindbilder (Stadt, Wurzellosigkeit, Intellektualismus) und die Vorbilder wie ländliches Leben, das mit dem Bauerntum eng verwurzelt ist und Bodenständigkeit.

 

Autorinnen der Ersten Republik:

Theodor Kramer, Johannes Freumbichler, Hermann Broch, Franz Werfel, Franz Kafka, Joseph Roth, Robert Musil, Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal, Robert Musil, Karl Kraus, Jura Soyfer, Ödön von Horváth, Stefan Zweig.

 

Wichtige Werke:

Der Prozess, Das Schloss, Amerika, Der Mann ohne Eigenschaften, Die Verwirrungen des Zöglings Törleß, Die Fackel (= Zeitung), Die Schachnovelle, Der Schlafwandler, Die Kapuzinergruft, Juden auf der Wanderschaft, Die letzten Tage der Menschheit, Kasimir und Karoline, Die Amsel, Die Blendung…

 

 



[1] Gerald Rainer et al., Die Literatur der Weimarer Republik (1918 – 1933). In: Dies. (Hgg.), Stichwort Literatur. Geschichte der deutschsprachigen Literatur. Veritas: Linz 62006, S. 317.