Der bürgerliche Realismus

 

Der Begriff Realismus leitet sich vom lat. res ab, was ‚Ding, Sache, Wirklichkeit‘ bedeutet. Dieser Terminus ist aber mehrdeutig, denn es gibt verschiedene Stilmerkmale wie den kritischen, sozialistischen oder den poetischen Realismus. Die Epoche des bürgerlichen Realismus umfasst den Zeitraum zwischen 1848 und 1890.

 

Der poetische Realismus wurde von Otto Ludwig im Jahre 1871 angewendet, der kritische Realismus ist ein Gegenbegriff zur Strömung des Expressionismus. Der kritische Realismus wird aufgrund seiner Sozialkritik an der Gesellschaft so bezeichnet. Schließlich meint sozialistischer Realismus jene Literaten, die sich den Maximen des Sozialismus verschrieben; Ausgang dieser Strömung des Realismus ist die ehemalige Sowjetunion (= UdSSR).

 

Als Auslöser der Epoche des bürgerlichen Realismus gilt die Februarrevolution 1848 in Frankreich, aber auch die Märzrevolution in Wien, Berlin und anderen Staaten. So wurden in Österreich-Ungarn die Bodenreform und die Pressefreiheit erkämpft. Der Wunsch nach einer Verfassung, die dem Volk schließlich von Kaiser Franz Joseph geschenkt wurde, erfüllte sich erst 1867, ist aber auch Gegenstand dieser Epoche.

 

Die Vertreter/innen des bürgerlichen Realismus schrieben natürlich auch, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Das war aber auch der Grund, warum das Niveau des literarischen Gehalts etwas nachgelassen hat. Vor allem literarische Werke, die von realistischen Verhältnissen ausgingen, wurden abgelehnt, da sich vor allem das Finanz- und Bildungsbürgertum nach Ablenkung von der Wirklichkeit, aber auch nach Unterhaltung sehnte. „Daher ist in vielen Texten des Realismus keine Kritik an den sozialen Missverhältnissen der Gesellschaft zu finden. Es bleibt die Frage, worin realistische Autoren ihre Aufgaben sahen, da sie häufig einfache Menschen zum Gegenstand ihrer Werke machten.[1]“ Marie von Ebner-Eschenbach, zwar Adelige, übte in ihren Werken starke Kritik am Adel – vor allem in Krambambuli oder Das Gemeindekind.

 

Realistische Literatur solle aber kein bloßer Spiegel der Realität sein, sondern musste diverse rhetorische Mittel beinhalten. So schrieben viele Autorin/innen im Stile einer Kombinationstechnik: Sie vereinten eine detailreiche Realitätsbeschreibung mit einer subjektiven Erzählhaltung. Kennzeichen des bürgerlichen Realismus sind aber auch der Humor und die Ironie. Ziel war es, die Realität damit zu verklären.

 

Vertreter/innen des bürgerlichen Realismus sind folgende:

 

üLudwig Anzengruber (1839-1889)

üMarie von Ebner-Eschenbach (1830-1916)

üTheodor Fontane (1819-1898)

üGustav Freytag (1816-1895)

üFriedrich Gerstäcker (1816-1872)

üJeremias Gotthelf (1797-1854)

üFranz Grillparzer (1791-1872)

üFriedrich Hebbel (1813-1863)

üPaul Heyse (1830-1914)

üGottfried Keller (1819-1890)

üOtto Ludwig (1813-1865)

üConrad Ferdinand Meyer (1825-1898)

üWilhelm Raabe (1831-1910)

üPeter Rosegger (1843-1918)

üFerdinand von Saar (1833-1906)

üAdalbert Stifter (1805-1868)

üTheodor Storm (1817-1888)

 

 



[1] Claudio Mende, Realismus. 1848 – 1890. In: Ders. (Hg.), Deutsche Literaturgeschichte – Epochenüberblicke. Königs Literaturgeschichte. CD-ROM.

 

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