Wortanzahl bei der sRDP/BRP:
270 bis 330 Wörter (selten)
405 bis 495 Wörter
540 bis 660 Wörter
Wie wird ein Kommentar definiert?
Mit einem Kommentar möchtest du zu einem (aktuellen) Thema oder einem Ereignis Stellung nehmen. Du solltest ihn – im Gegensatz zur Erörterung – wertend verfassen, um deine Meinung auszudrücken und zu begründen, um andere von deiner Einstellung zu überzeugen. Verwende darin – nicht wie in Zeitungen – kein Ich, Wir, Ihr, höfliches Sie; auch nicht die entsprechenden Possessivpronomina.
Wie baust du deinen Kommentar auf?
Dein Kommentar soll aus einer Einleitung, einem Hauptteil und dem Schlussteil bestehen.
Wie verfasst du nun die Einleitung?
Zuerst überlegst du dir bitte einen passenden Titel. Greife dabei niemals auf den Titel des Ausgangstextes zurück, wenn möglich sollte nicht einmal ein Wort ident sein. Das kennst du schon von der Erörterung. Dein Titel darf provozieren und könnte beispielsweise aus einem Sprichwort bestehen. Vielleicht auch aus einer rhetorischen Frage. Die Überschrift finde ich aber auch hier manchmal erst zum Schluss, weil ich zu Beginn vielleicht noch nicht so recht weiß, worauf ich hinaus will, da sich das erst beim Schreiben und nicht beim Planen herausstellt. Unter deinen Titel schreibst du – ein Kommentar von dein Vorname und dein Nachname. Häufig ist der Titel aber schon in der Situation für dich formuliert, verwende ihn dann auch unbedingt, weil man sonst deine basale Lesekompetenz in Frage stellen könnte.
Nun beginnst du mit der Einleitung: Das kannst du wie bei der Erörterung auf drei Arten machen:
a) Führe mit einer Situation zum Thema hin.
b) Du könntest auch mit einem Beispiel zum Thema hinführen.
c) Wenn dir nichts einfällt, eignet sich meist In den Medien wird häufig über XY diskutiert.
Hinweis: Alle drei Arten dürfen provozierend sein. Du könnest auch mit Jetzt schlägt’s aber dreizehn!/Ist das noch zu fassen?/Das schlägt dem Fass den Boden aus!... beginnen und dann zum Thema hinführen.
Nachdem du zum Thema hingeführt hast, verbindest du das KAT (= Kernaussage, Art des Artikels, „Titel“). Du musst hier weder die Zeitung noch das Erscheinungsdatum noch die/den Autor anführen. Warum das nicht? – Wie du bemerkt hast, ähnelt der Kommentar einer Erörterung. Um eben zu vermeiden, eine lineare Erörterung zu schreiben, weichst du vom Aufbau ein wenig ab. Im Anschluss eignet sich manchmal eine rhetorische Frage, die ich aber oftmals auch erst nach dem ersten Operator wie Geben Sie… wieder/Benennen Sie… einbaue.
Wie schreibst du nun den Hauptteil?
Grundsätzlich lässt du dich von den Operatoren (= ‚bullet points‘) leiten. Sie geben dir vor, was du zu schreiben hast. In den meisten Fällen musst du zuerst einmal den Inhalt in Kürze wiedergeben, den Sachverhalt schildern oder Gründe benennen. Bitte halte dich kurz, die Leser/innen sollen nur wiederholt erfahren, was in dem Artikel steht. Daher nicht mehr als zehn Prozent der Gesamtlänge. Im Gegensatz zur Erörterung kannst du hier ruhig persönlich färben, indem du den Inhalt ins Lächerliche ziehst oder provozierst. Nun folgt ein Absatz.
Meistens musst du jetzt zu etwas diskutieren. Aber Achtung: Du darfst hier nicht beide Meinungen anführen. Du darfst hier nur Argumente, die deiner Meinung entsprechen, anführen. Diese baust du am besten wie eine Klimax auf. Das heißt, du beginnst mit dem schwächsten und steigerst dich. Bitte färbe deine Argumente mit Hyperbeln, Sarkasmus und Ironie.
Wie schreibst du den Schluss?
Da gibt es mehrere Varianten.
a) Manchmal musst du persönlich Stellung nehmen, dann darfst du hier ausnahmsweise ein Ich verwenden, musst aber nicht. Es reicht, wenn du den Absatz mit Meiner Meinung nach…/Meiner Ansicht nach… einleitest, um nicht durcheinander zu kommen, denn wie du gleich erfahren wirst, ist ein Ich nicht erlaubt, schließlich geht es hier um sachliche Argumente.
b) Häufig musst du auch kritisch zu einem gewissen Punkt Stellung nehmen: Achte genau auf den Operator, denn kritisch heißt nicht persönlich.
c) Selten musst du auch einen Lösungsvorschlag, einen Kompromiss anführen. Auch hier ist kein Ich erlaubt.
Du sollst, nein, du musst deinen Kommentar immer mit einem indirekten Appell abschließen: Daher/Aus diesen Gründen wäre es wichtig/notwendig/essenziell…, dass XY dies und jenes macht, weil… Wie du gerade bemerkst, sprichst du auch hier niemanden persönlich an. Um deinen Kommentar abzurunden, fügst du zum Schluss eine rhetorische Frage, die zu deinem indirekten Appell passt, ein, um zu erreichen, dass deine Leserinnen und Leser ernsthaft über deine Aufforderung, Wunsch oder Bitte nachdenken. Wenn dir nichts Passendes einfällt, reihst du einfach …, nicht wahr?/…, oder etwa nicht? an deinen indirekten Appell an.
Gibt es sonst Besonderheiten?
Dein Kommentar soll den Leserinnen und Lesern eine Meinungsbildung ermöglichen, du brauchst aber keineswegs neutral sein. Versuche deshalb, mit rhetorischen Figuren wie Anaphern, Ellipsen, Vergleichen, Metaphern, rhetorischen Fragen, Anaphern… zu spielen. Beleidige nie jemanden, diskriminiere niemanden – halte dich einfach an die Verfassung, die Menschen-, Frauen- und Kinderrechte. Dann bist du auf der sicheren Seite. Kein Ich, Du, Wir!
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